BEGIN:VCALENDAR VERSION:2.0 PRODID:Imitheme.com BEGIN:VEVENT UID:20240328T235602-1875884218 DTSTAMP:20240328T235602 DTSTART:20230223T190000 DTEND:20230223T210000 SUMMARY:Vortrag: Schadenfrohe Amseln. Lachen und Humor, aber mal ernsthaft! - Prof. Dr. Rainer Stollmann LOCATION: DESCRIPTION: Wie alt ist das Lachen? Acht Millionen Jahre. Also älter als der aufrechte Gang, der Werkzeuggebrauch oder die Gehirnerweiterung und der aufrechte Gang. Woher wissen wir das? Weil Schimpansenmütter ihre Kinder kitzeln. Kitzeln ist ein rätselhafter, paradoxer Vorgang: Jeder will gern lachen, aber keiner gern gekitzelt werden. Darüber muss man genauer nachdenken. Tatsächlich entsteht jedes Lachen aus Kitzeln – nur eben nicht mehr an der Körperhaut, sondern aus anderen Häuten (Zusammenhängen), in denen Menschen leben: Familie, Nachbarschaft, Verein, Gesellschaft, Nation usw. Ein guter Komiker findet die kitzligen Stellen sozialer (politischer, nationaler, moralischer usw.) „Häute“ und berührt sie (mit Worten oder Körperkomik) so, dass wir uns gekitzelt (und nicht verletzt) fühlen. Loriot z.B. kitzelt eigentlich immer die Haut des bundesrepublikanischen Spießbürgers, der unbedingt modern sein will (vgl. „Das schiefe Bild“). Das betrifft seit den 50er Jahren die Lage der Nation. Ganz anders kitzelt Heinz Erhardt, nämlich fast ausschließlich an unserer Sprachhaut (Kalauer). „Humor“ ist allgemein die Bereitschaft, die Welt komisch zu finden. Bis etwa 1850 hat das Wort mit dem Lachen nichts zu tun. Es stammt aus der Säftelehre (Humoralmedizin), die seit der Antike und das Mittelalter hindurch die Medizin dominierte. Humor heißt ganz allgemein „Stimmung“. Also konnte man bis 1850 einen miesen, schlechte, sauren, melancholischen Humor haben. Wie kommt es dann zu dem Bedeutungswandel? Ein mittelalterlicher Bauer hätte z.B. einen Witz nicht verstanden. Die Pointe ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Witz ist Humor für Städter, für aufgeklärte, moderne Menschen. Bis zum 17. Jahrhundert herrscht die bäuerliche, groteske Lachkultur. (heutige Beispiele: Der brave Soldat Schwejk, Helge Schneider, aber auch Monty Python und Franz Kafka).
Foto: © Wissenschaftlicher Verein
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